MCP im E-Commerce – Hype oder echte Notwendigkeit?
In den letzten Monaten taucht der Begriff MCP (Model Context Protocol) immer häufiger in Diskussionen rund um KI und E-Commerce auf. Versprochen wird eine Revolution: KI-Assistenten greifen direkt auf Produktfeeds zu, verstehen Lagerbestände in Echtzeit und schlagen den Kund:innen automatisch passende Produkte vor. Aber was steckt dahinter – ist MCP ein echter Gamechanger oder eher Buzzword?
Was ist MCP eigentlich?
MCP steht für Model Context Protocol – eine Schnittstellen-Idee, die es KI-Systemen ermöglichen soll, strukturiert und standardisiert mit externen Datenquellen zu sprechen. Im Shop-Kontext bedeutet das:
-
Produktdaten, Preise, Verfügbarkeiten werden nicht mehr nur im Shop angezeigt, sondern als Feed für KI-Systeme abrufbar.
-
KI-Assistenten (wie Chatbots, Shopping-Agents, Sprachassistenten) können direkt in Echtzeit mit diesen Daten arbeiten.
-
Kund:innen müssen nicht mehr zwingend die Shopseite aufrufen, um Infos zu erhalten – sie bekommen Empfehlungen und Preise dort, wo sie gerade sind (z. B. im Chat).


Warum ist MCP im Gespräch?
-
Aufstieg der KI-Assistenten
Systeme wie ChatGPT, Copilot oder Alexa Shopping entwickeln sich zu zentralen Interfaces für Kund:innen. Wer hier präsent sein will, muss seine Daten verfügbar machen. -
Probleme klassischer Indexierung
Google oder Bing crawlen Shops klassisch über HTML. Das ist oft langsam, fehleranfällig und bei komplexen Shops unvollständig. MCP verspricht einen sauberen, direkten Datenfluss. -
Wettbewerbsdruck
Wenn große Händler ihre Daten über MCP verfügbar machen, könnte es für kleinere Shops schwerer werden, in KI-Empfehlungen sichtbar zu bleiben.
Chancen für Händler
-
Mehr Sichtbarkeit in KI-gestützten Empfehlungen.
-
Bessere Datenqualität durch einheitliche Schnittstellen.
-
Direkter Kundenkontakt über neue Kanäle (Chat, Voice, Assistants).
-
Weniger Duplicate Content und Crawler-Probleme, weil Daten direkt geliefert werden.
Risiken und offene Fragen
-
Hype-Faktor: MCP ist noch sehr neu, nicht alle Standards sind definiert.
-
Technischer Aufwand: Schnittstellen, Feeds und APIs müssen aufgebaut und gepflegt werden.
-
Kontrolle über die Marke: Wenn KI-Assistenten Produkte direkt anbieten, sehen Kund:innen eventuell weniger von deiner Shop-Experience.
-
Rechtliche Rahmenbedingungen: Wem gehören die Daten? Wer haftet bei Fehlern?

Hype oder Notwendigkeit?
Heute: MCP ist vor allem ein Hype. Standards sind noch nicht etabliert, und kein Shop „muss“ MCP sofort implementieren, um erfolgreich zu sein.
Morgen: Mit dem wachsenden Einfluss von KI-Assistenten kann MCP zu einer echten Notwendigkeit werden – ähnlich wie es vor 10 Jahren mit responsivem Design oder Produktfeeds für Google Shopping war.
Empfehlung für Händler:
-
Kurzfristig: Saubere Produktdaten, strukturierte Feeds (z. B. Google Merchant Center, offene APIs) und SEO bleiben wichtiger als MCP.
-
Mittelfristig: Entwicklung beobachten, Pilotprojekte starten, wenn die Zielgruppe bereits stark mit KI-Assistenten interagiert.
-
Langfristig: MCP als Baustein in der Omnichannel-Strategie einplanen – aber mit Augenmaß, nicht aus Panik.